In den Pfarrnachrichten "Impulse" vom 05. November 2022 nimmt auf Seite 5 Msgr. Michael Hardt zu einem Vorfall während der 11 Uhr Sonntagsmesse am 30. Oktober in der Gaukirche in Paderborn Stellung. Eine Messbesucherin wollte sich die Hl. Eucharistie nicht von einer Kommunionhelferin spenden lassen, sondern vom Priester, der sich dadurch genötigt sah, noch einmal vom Altar wegzutreten, um die Kommunion zu spenden. Msgr. Hardt erklärt im oben verlinkten Artikel:
…Ich schäme mich dafür, dass hier der Dienst der Kommunionhelferin nicht akzeptiert wurde. Diese tut ihren Dienst aufgrund von Taufe und Firmung und der Beauftragung durch den Bischof. Sie trägt so zum Aufbau der christlichen Gemeinde bei. Der Dienst der Kommunionhelfer (der Lektoren, der Messdiener, der Organisten) ist kein Notdienst, sondern er macht die ganze Fülle der Dienste sichtbar, die der Gemeinde geschenkt sind. Ich bin dankbar dafür, dass bei jeder Eucharistiefeier die Gemeinschaft der Glaubenden auch durch die Fülle der Dienste gestärkt wird.
Offenbar war mit dieser Stellungnahme die Sache nicht aus der Welt. Im neuesten Pfarrbrief "Impulse" vom 13. November 2022 erschien auf Seite 15 wiederum ein Artikel vom Msg. Hardt. Auf den vorhergehenden Artikel hatte er nämlich, wie er schreibt, eine Zuschrift erhalten, in der er gebeten wurde, deutlich zu machen, daß in den offiziellen der Dienst des Kommunionhelfers eben doch als ein "Notdienst" verstanden werde, für den Fall, daß keine ausreichenden ordentlichen Spender vorhanden seien. Dieser Einwurf ist natürlich vollkommen richtig. Doch Msgr. Hardt sieht das etwas anders, denn er schreibt:
…Nun, die Texte sind Jahrzehnte alt und in der heutigen pastoralen Notlage gilt da eher „der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig“. Mit dem Beharren auf einer positivistischen Interpretation der Texte, das gilt auch für andere Situationen, werden wir den Gemeindesituationen nicht mehr gerecht werden. Nicht ohne Grund werden in vielen Gemeinden auch Wortgottesdienste am Sonntag die Gemeinde am Ort zusammenhalten und stärken, um ein anderes Beispiel zu nennen, bei dem ich mit dem Beharren auf dem Buchstaben des Gesetzes Leben eher verhindere.
Der Verweis auf das Alter der Texte ist kein Argument. Die 10 Gebote sind noch älter und trotzdem noch gültig. (Ob das zukünftig in der "Deutschen Kirche des synodalen Frühlings"™ noch so ist, wird sich zeigen.) Gesetzestexte sind in der Regel wortgetreu zu verstehen. Keiner käme auf die Idee z.B. die Straßenverkehrsordnung individuell auszulegen. Im Artikel vom 13. November wird von Msgr. Hardt, wie ich meine, eine Art "Anything Goes Pastoral" vertreten, in der alles möglich wird. Bei der individualistischen Interpretation von Gesetzestexten, wie sie angeregt wird, kann mit einer vermeintlichen oder tatsächlichen "pastoralen Notlage" vieles gerechtfertigt werden. Wenn noch hinzu kommt, daß die Stärkung des Gemeindezusammenhaltes ein Argument für diese Art der Interpretation ist, dann ist in der Tat alles möglich. Spontan fällt mir da ein:
- Kommunionhelfer, obwohl genug ordentliche Kommunionspender vorhanden sind oder die Zahl der Kommunikanten gering ist (wie im aktuellen Fall)
- Wortgottesdienste mit Kommunionspendung am Sonntag
- Ökumenische Gottesdienste am Sonntag
- Interkommunion
- Predigten in Eucharistiefeiern durch Laien oder Angehöriger anderer Konfessionen/Religionen
- ein "Sterbesegen", der den Wert des Sakraments der Krankensalbung verdunkelt
- u.v.m.
Anything Goes!
Inzwischen wird von der Kirche oftmals erwartet abzusegnen, was Adolf Holl als Fluxreligion bezeichnet ... Er charaterisiert sie so: "In Zeitalter des Wassermanns, das angeblich bereits begonnen hat, macht der Mensch (im Januar, H.W.) eine Fastenkur, absolviert im Februar einen Zenkurs, geht im März zu einer Vortragsreihe über astrologische Partnerwahl, tanzt im April mit einem Derwisch, läßt sich im Mai in abgelebte Existenzen zurückführen, wandert im Juni durch Nepal, lernt im Juli eine Schmanin kennen, besucht im August einen Workshop in temenzentrierter Interaktion, beschäftigt sich im Oktober mit Bergkristallen, erlebt im November eine Todesmediation und wünscht sich zu Weihnachten eine Gehirnwellenmaschine."
Norbert Jernej bringt die Sachlage ironisch auf den Punkt ...:Gestern ging seng ich feng shui.
Heute reiki ich mir träume aus.
Morgen couet der wind ins siebte haus.Montag buddha ich mir ein grab.
Dienstag druide ich hinab.
Mitwoch ist europacup.Die fünf tibeter monden später.
Amfortas ante portas
taofrisch am pendeltisch
... und alle Jahre wieder kommt
das christuskind...