Sie sind hier

Weihnachten unter Coronabedingungen

Gespeichert von Jürgen Niebecker am 24. Dezember 2020 - 17:00
Es ist ein Se­gen, daß sich das Erz­bi­s­tum Pa­der­born ent­schie­den hat, Weih­nachts­got­tes­diens­te nicht zu un­ter­sa­gen. Ge­ne­ral­vi­kar Al­f­ons Hardt nimmt in Ab­stim­mung mit Erz­bi­schof Hans-Jo­sef Be­cker zu der öf­fent­li­chen Dis­kus­si­on um so­ge­nann­te „Prä­s­enz­got­tes­diens­te“ wie folgt Stel­lung:
Die ge­mein­sa­me li­tur­gi­sche Fei­er des Hoch­fes­tes der Ge­burt des Herrn ist für vie­le Chris­tin­nen und Chris­ten die Herz­mit­te des Weih­nachts­fes­tes. Das Ge­heim­nis der Men­sch­wer­dung Got­tes, das wir zu Weih­nach­ten fei­ern, be­rührt die See­le der Men­schen. Vie­le Gläu­bi­ge er­war­ten zu Recht, dass die ka­tho­li­sche Kir­che die Sa­kra­men­te fei­ert. Auch des­halb ist es dem Erz­bi­s­tum Pa­der­born ein An­lie­gen, dass zu Weih­nach­ten Got­tes­diens­te, ins­be­son­de­re die Fei­er der Eu­cha­ris­tie, in Prä­s­enz, un­ter un­be­ding­ter Ein­hal­tung der gül­ti­gen Co­ro­na-Auf­la­gen, statt­fin­den kön­nen. Weih­nachts­got­tes­diens­te sind in die­ser Kri­sen­zeit ein wich­ti­ges Zei­chen des Tros­tes und der Ge­bor­gen­heit.
Das Erz­bi­s­tum Pa­der­born steht zu sei­ner Ent­schei­dung, Got­tes­dienst­fei­ern zu Weih­nach­ten un­ter den noch­mals ver­schärf­ten Co­ro­na-Auf­la­gen ge­ne­rell zu er­mög­li­chen. Zu­gleich re­spek­tiert es un­ter­schied­li­che Per­spek­ti­ven und bit­tet um ei­ne Ver­sach­li­chung der Dis­kus­si­on.
Die Er­fah­run­gen aus den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten zei­gen, dass die Gläu­bi­gen beim Got­tes­dienst­be­such mit den Vor­ga­ben und Auf­la­gen äu­ßerst um­sich­tig und ver­ant­wor­tungs­voll um­ge­hen. Das macht uns si­cher, dass die Gläu­bi­gen die­sem Ge­bot der Stun­de auch beim Be­such der Weih­nachts­got­tes­diens­te – ganz im Sin­ne der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be – nach­kom­men. Die Na­tio­na­le Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten Leo­pol­di­na be­stät­igt bei­den gro­ßen Kir­chen mit Blick auf die Ein­hal­tung der co­ro­na­be­ding­ten Ab­stands- und Hy­gie­neauf­la­gen ein be­son­ders re­gel­kon­for­mes Ver­hal­ten.
Das Erz­bi­s­tum Pa­der­born ist ein Flächen­bi­s­tum mit un­ter­schied­li­chen Re­gio­nen, mit länd­lich ge­präg­ten Ge­gen­den und mit Bal­lungs­zen­tren. Eben­so un­ter­schied­lich stellt sich das Co­ro­na-In­fek­ti­ons­ge­sche­hen dar. Wenn sich ein­zel­ne Kir­chen­ge­mein­den auf­grund ho­her re­gio­na­ler Co­ro­na-In­fek­ti­ons­zah­len da­zu ent­schei­den, zu Weih­nach­ten kei­ne Prä­s­enz­got­tes­diens­te zu fei­ern, re­spek­tie­ren wir dies selbst­ver­ständ­lich. Gleich­zei­tig gibt es Re­gio­nen in un­se­rem Erz­bi­s­tum mit nie­d­ri­ge­ren Fall­zah­len, die den Ver­ant­wort­li­chen vor Ort mehr Raum für die Pla­nung und Fei­er von Got­tes­diens­ten er­mög­li­chen. In den ver­gan­ge­nen Wo­chen ha­ben vie­le Men­schen gro­ße Krea­ti­vi­tät ent­fal­tet und viel Ein­satz ge­zeigt, um Mög­lich­kei­ten zu schaf­fen, da­mit Prä­s­enz­got­tes­diens­te re­gel­kon­form und si­cher statt­fin­den kön­nen, sei es in ge­schlos­se­nen Räu­men oder im Frei­en. Für die­ses En­ga­ge­ment be­dan­ke ich mich, auch im Na­men von Erz­bi­schof Hans-Jo­sef Be­cker, aus­drück­lich bei al­len Mit­wir­ken­den.
Auch für die Men­schen, die sich da­zu ent­schei­den, Got­tes­diens­te zu­hau­se, durch TV, Ra­dio oder In­ter­net mit­zu­f­ei­ern, stellt das Erz­bi­s­tum zahl­rei­che In­for­ma­tio­nen und An­ge­bo­te zur Ver­fü­gung. Si­cher kann dies Vie­len ei­nen Got­tes­dienst in der Kir­che nicht er­set­zen. Aber es ist in die­sem be­son­de­ren Jahr ei­ne Mög­lich­keit, sich ge­dank­lich mi­t­ein­an­der zu ver­bin­den, um so das Ge­heim­nis der Men­sch­wer­dung Got­tes zu fei­ern. Un­ser Dank gilt da­her auch all den­je­ni­gen, die an der Um­set­zung die­ser Al­ter­na­tiv­an­ge­bo­te ge­ar­bei­tet ha­ben.
Wir be­fin­den uns in ei­ner au­ßer­ge­wöhn­li­chen Si­tua­ti­on, die Zu­sam­men­halt, Rück­sicht und Re­spekt er­for­dert. Mit Weih­nachts­got­tes­diens­ten, ob vir­tu­ell oder in Prä­s­enz, und mit vie­len an­de­ren Ak­ti­vi­tät­en tritt die Kir­che der dro­hen­den Ver­ein­sa­mung vie­ler Men­schen ent­ge­gen und kommt ih­rem Auf­trag nach, Men­schen in schwe­ren Zei­ten Hoff­nung zu spen­den.“

Doch lei­der gibt es auch Pfar­rer, die die Mög­lich­keit, sog. „Prä­s­enz­got­tes­diens­te“ aus­fal­len zu las­sen, nur zu ger­ne an­neh­men. So kann man auf der Ho­me­pa­ge des Pa­s­to­ral­ver­bun­des Bal­ve-Hön­ne­tal le­sen:

Bis zu­letzt ha­ben al­le Be­tei­lig­ten im Pa­s­to­ral­ver­bund Bal­ve-Hön­ne­tal um die Durch­führ­ung der Prä­s­enz­got­tes­diens­te ge­run­gen.
Pfar­rer An­dre­as Schul­te, das Pa­s­to­ral­te­am, die Mit­g­lie­der des Netz­wer­kes und die Ord­ner­diens­te such­ten bis ges­tern nach ver­ant­wor­tungs­vol­len We­gen, die Durch­führ­ung der Prä­s­enz­got­tes­diens­te zu er­mög­li­chen.
Heu­te Vor­mit­tag ga­ben die er­neut sprung­haft an­ge­stie­ge­nen In­fek­ti­ons­zah­len und die nicht mehr leist­ba­ren or­ga­ni­sa­to­ri­schen Kon­se­quen­zen dar­aus den Aus­schlag für ei­ne grund­sätz­li­che Ab­sa­ge.
Grund­sätz­lich be­deu­tet, dass al­le Prä­s­enz­got­tes­diens­te und Krip­pen­fei­ern zu den Weih­nachts­ta­gen und dar­ü­ber hin­aus bis min­des­tens 10. Ja­nu­ar 2021 aus­ge­setzt sind.

Die Ent­schei­dung ist nie­man­dem leicht­ge­fal­len. Es wird si­cher un­ter­schied­li­che Be­wer­tun­gen ge­ben. Das müs­sen die Ver­ant­wort­li­chen jetzt aus­hal­ten.…

Die „sprung­haft an­ge­stie­ge­nen In­fek­ti­ons­zah­len“, von de­nen der Pfar­rer spricht, ver­hal­ten sich im ge­sam­ten Mär­ki­schen Kreis so, daß es am 22.12. ei­ne 7-Ta­ge-In­zi­denz von 197,9 gab, ei­nen Tag spät­er stieg sie auf 224,3 und fiel dann an Hei­li­ga­bend wie­der auf 207,9.
Die Stadt Bal­ve ist weit­ge­hend deck­ungs­gleich mit dem Pa­sto­ral­ver­bund und in der Stadt Bal­ve liegt mit 22 In­fi­zier­ten und 47 Leu­ten in Qua­ran­tä­nedie Zahl je­doch deut­lich nie­d­ri­ger. In der Zeit vom 18.12 bis 24.12. wur­den in Bal­ve 15 Leu­te neu po­si­tiv ge­tes­tet. Bei 11.200 Ein­woh­nern kommt man so­mit auf ei­ne 7-Ta­ge-In­zi­denz von rund 135.
Der kri­ti­sche Wert, bei dem das Erz­bi­s­tum wei­te­re Maß­nah­men vor­schreibt, wie die Re­du­zie­rung der ma­xi­ma­len Got­te­dienst­teil­neh­mer um wei­te­re 30% und Ver­kür­zung der Got­te­diens­te auf ma­xi­mal 45 Mi­nu­ten, liegt bei 200 be­zo­gen auf die Ge­mein­de (nicht den Kreis).

Es gibt den Satz: „Nach Pe­ter und Paul wird der Pfar­rer faul.“ Der Satz liegt da­r­in be­grün­d­et, daß es nach dem 29. Ju­ni für län­ge­re Zeit bis Ma­riæ Him­mel­fahrt kei­ne gro­ßen kirch­li­chen Fes­te gibt (zu­min­dest im neu­en Ge­ne­ral­ka­len­der seit dem II. Va­ti­ca­num). Heu­te scheint sich das kirch­li­che Le­ben aber nicht mehr nach dem kirch­li­chen Fest­ka­len­der zu rich­ten. Kirch­li­che Fes­te spie­len in man­chen Ge­mein­den ei­ne im­mer we­ni­ger wich­ti­ge Rol­le.
In die­sem Jahr rich­te­te sich das kirch­li­che Le­ben nach „Co­ro­na-Zah­len“. Und so sprung­haft, wie die­se Zah­len rauf und run­ter ge­hen, wo­bei je­der Nach­kom­ma­stel­le ei­ne im­men­se Be­deu­tung zu­ge­mes­sen wird, so sprung­haft ist der kirch­li­che Fest­ka­len­der in man­chen Ge­mein­den.
Und bei all den Be­grün­d­un­gen mit Co­ro­na­zah­len kommt ein lei­ser Ver­dacht auf, daß es vi­el­leicht dem ein oder an­de­ren Pries­ter ganz gut zu­pas­se kommt, wenn er kei­ne Got­tes­diens­te fei­ern braucht. Die­ser Ein­druck ent­stand schon, als es nach dem „Lock­dow­n“ im Früh­jahr die­sen Jah­res in man­chen Ge­mein­de recht lan­ge dau­er­te, ehe die ers­ten Got­tes­diens­te wie­der ge­fei­ert wur­den; und der Ein­druck ver­här­t­et sich nun wei­ter, ins­be­son­de­re wenn Ab­sa­gen von Got­tes­diens­ten nicht der ak­tu­el­len Ent­wick­lung der Co­ro­na­zah­len fol­gen, son­dern für ei­nen län­ge­ren Zeit­raum vor­aus­ge­plant wer­den.

Nicht, daß man mich falsch ver­steht: Ich will kein Mie­se­pe­ter sein und gön­ne den Priestern ihr­en zwei­ten Zu­sat­z­ur­laub.