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Am Montag ist Allerseelen

Gespeichert von Jürgen Niebecker am 31. Oktober 2015 - 12:00

Seit Ur­zei­ten ha­ben die Men­schen ih­ren ver­stor­be­nen An­ge­hö­ri­gen und Freun­den ge­dacht. Im vor­christ­li­chen Rom wur­den zum Bei­spiel die­se Ge­denk­ta­ge (Pa­ren­ta­lia) vom 13.–22. Fe­bru­ar ge­fei­ert.
Auch die Chri­sten ge­den­ken seit den An­fän­gen ihrer Ver­stor­be­nen. Zu­erst wur­den ins­be­son­de­re die Mär­ty­rer hoch ver­ehrt. Aber auch al­ler an­de­ren wur­de ge­dacht. An­fan­gs gab es je­doch kei­nen Ge­denk­tag, an dem al­ler Ver­stor­be­nen ge­dacht wur­de. Ei­nen sol­chen Ge­denk­tag, der da­mals noch am Tag nach Pfing­sten ge­fei­ert wur­de, fin­den wir erst­mals bei Isi­dor von Se­vil­la(†636). Abt Odilo von Cluny (†1049) schrieb dann 988 al­len ihn un­ter­stell­ten Klö­stern die Ge­dächt­nis­fei­er am zwei­ten No­vem­ber vor. Die­ser Tag kann als „Ge­burts­tag“ des Al­ler­seelen­fe­stes am zwei­ten No­vem­ber an­ge­se­hen wer­den. Durch die Klu­nia­zen­ser brei­te­te sich der Ge­denk­tag rasch aus.
Im 15. Jahr­hun­dert wa­ren es dann die Do­mi­ni­ka­ner, bei de­nen es üb­lich wur­de, an dem Tag drei Mes­sen zu fei­ern. Be­ne­dikt XIV. be­stä­tig­te 1748 den Brauch und wei­te­te ihn auf Spa­nien, Por­tu­gal und La­tein­amerika aus. Vor 100 Jahren dehn­te Benedikt XV. mit der Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­tion „In­cru­en­tum Al­ta­ris“ die­ses Pri­vi­leg auf al­le Prie­ster aus. Seit­dem dür­fen also al­le Prie­ster am Al­ler­seelen­tag drei Mes­sen ze­le­brie­ren. Fer­ner dür­fen sie auch drei Meß­sti­pen­dien an­nehmen.
Die Gläu­bigen kön­nen an den Ta­gen ab Al­ler­hei­li­gen für die Ver­stor­be­nen einen Ab­laß ge­winnen. Ein Blog­ger­kol­lege hat ei­ne „Check­li­ste“ für den Al­ler­seelen­ab­laß on­line ge­stellt. Prin­zi­piell ist es mög­lich vom 1.–8. No­vem­ber je­weils einen voll­kom­men­en Ab­laß für Ver­stor­be­ne zu ge­win­nen. Auf die­se Mög­lich­keit wird lei­der vie­ler­orts gar nicht mehr hin­ge­wie­sen.
Die­ses Jahr er­gibt sich al­ler­dings ein Pro­blem: Al­ler­seelen fällt auf ei­nen Mon­tag. Fe­ste oderHoch­fe­ste am Mon­tag kol­li­die­ren man­cher­orts mit dem durch bi­schöf­liche Un­ter­schrift be­stä­tig­tem Axiom, daß mon­tags liturgiefrei ist.
Schaut man etwa in die Pfarr­nach­rich­ten des Pa­sto­ral­ver­bund­es Ba­lve-Hön­ne­tal, der aus elf Ge­mein­den be­steht und in dem vier Prie­ster im ak­ti­ven Dienst tä­tig sind, dann stellt man fest, daß im ge­sam­tem Pa­sto­ral­ver­bund am Al­ler­seelen­tag nur eine ein­zi­ge Mes­se ge­fei­ert wird. Es ist nicht aus­zu­schlie­ßen, daß diese Mes­se von ei­nem Priester ze­le­briert wird, der vor we­ni­gen Ta­gen sei­nen 85. Ge­burts­tag ge­fei­ert hat und in der Ge­mein­de im (Un­)Ru­he­stand lebt, wäh­rend die Prie­ster im ak­ti­vem Dienst sich nicht von ihrer Couch er­he­ben.
Un­ter Aus­nut­zung der ge­setz­lich er­laub­ten drei Mes­sen pro Prie­ster wä­re es an Al­ler­seelen mög­lich, daß zwölf Mes­sen im Pa­sto­ral­ver­bund ge­fei­ert wür­den. Mit­hin kön­nte also mit gu­tem Wil­len in je­der Ge­mein­de des Pa­sto­ral­ver­bun­des eine Mes­se an­ge­bo­ten wer­den. So aber wer­den alle Gläu­bi­gen, die nicht mo­bil sind, um die Mög­lich­keit ei­nes Ab­laß­es an Al­ler­seelen ge­bracht.
Auch dies sind Früch­te der neu­en Pa­sto­ral 2.2 im Zei­chen des um­strit­te­nen Zu­kunfts­bil­des des Erz­bi­stums Pa­der­born.