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Zur Kirchenstatistik 2015

Gespeichert von Jürgen Niebecker am 18. Juli 2016 - 13:00
Es war wie­der so weit: Am Frei­t­ag stell­te der Vor­sitz­en­de der Deut­schen Bi­schofs­kon­fe­renz, Erz­bi­schof Rein­hard, die neu­es­ten Zah­len der kirch­li­chen Sta­ti­stik vor. Auf der um­strit­te­nen In­ternet­seite der Deut­schen Bi­schofs­kon­fe­renz kann man die Da­ten als Kurz­fas­sung und auch im Ver­gleich mit den Zah­len von vor 20 Jah­ren her­un­ter­la­den.
Die Zahl der Kir­chen­aus­trit­te ist von run 217.000 in 2014 auf rund 182.000 zurückgegangen. Die Zahl der Got­tesdienstbesu­cher ist von 10,9 auf 10,4 gesunken. Deutsch­landweit wur­den rund 150.000 Gläu­bi­ge we­ni­ger in den Got­tes­dien­sten ge­zählt.

Für Pa­der­born stel­len sich die Zahlen so dar:
2014 2015 +/- %
Katholiken 1.561.994 1.549.231 -12.763 -0,8%
Gottesdienstbesucher 167.000 156.000 -11.000 -6,6%
Quote 10,7% 10,1% -0,6
Taufen 9.956 10.279 +323 +3,4%
Erstkommunionen 12.806 11.537 -1.269 -9,9%
Firmungen 11.604 8.781 -2.823 -24,3%
Trauungen 2.628 2.665 +72 +1,4%
Beerdigungen 16.484 17.334 +850 +5,2%
Eintritte 205 187 -18 -8,8%
Wiederaufnahmen 320 318 -2 -0,6%
Austritte 10.471 8.087 -2.384 -22,8%

Die Zahl der Got­tes­dienst­be­su­cher ist um 11.000 ge­rin­ger ge­wor­den. Bei rund 700 Pfar­rei­en, be­deu­tet dies, daß in je­der Pfarrei 15 Leu­te we­ni­ger am Sonn­tag in der Mes­se wa­ren; oder an­ders aus­ge­drückt: es blie­ben in je­der Pfar­rei ein bis zwei Bän­ke zu­sätz­lich leer.
Durch­schla­gen­de po­si­ti­ve Er­fol­ge des Zu­kunfts­bil­des sind aus den Zah­len je­den­falls nicht er­sicht­lich.

Man kann sich fra­gen, wie ge­nau solche Zah­len sind, da nur an zwei Sonn­tagen, den so­ge­nann­ten Zähl­sonn­ta­gen, ge­zählt wird. Doch die Zähl­sonn­ta­ge bil­den die Zahl der Got­tes­dienst­be­sucher sehr ge­nau ab, da eine gro­ße Zahl an Pfar­rei­en/Seel­sor­ge­ein­hei­ten (ca. 11.000) am glei­chen Tag er­fasst wer­den und dort dann auch noch ver­schie­de­ne Un­ter­ein­hei­ten.
Auch Leu­te, die nur spo­ra­disch zur Mes­se ge­hen, wer­den so sta­tist­isch gut er­fasst. Es ge­hen ja nicht al­le am glei­chen Tag spo­ra­disch hin, son­dern es ver­teilt sich auf's Jahr und es ver­teilt sich auf die Pfar­rei­en/Seel­sor­ge­ein­hei­ten. In man­chen Pfar­rei­en/Seel­sor­ge­ein­hei­ten wer­den zu­fäl­li­ge Kir­chen­be­su­cher ge­zählt, in an­de­ren feh­len die­se zu­fäl­li­gen Kir­chen­be­su­cher. Ins­ge­samt, aufs Bi­stum und noch bes­ser aufs gan­ze Land ge­se­hen, gleicht sich so et­was aus.

Hier mal die Kirchenbesucherquote für Ge­samt­deutsch­land in 5-Jahres-Schritten:

Jahr Quote
%
Veränderung
absol.
Veränderung
in %
2015 10,4 -2,2 -17,5
2010 12,6 -1,7 -11,9
2005 14,3 -2,2 -13,3
2000 16,5 -2,0 -10,8
1995 18,5 -3,4 -15,5
1990 21,9 ./. ./.

Die Quo­te, das heißt die re­la­ti­ven Zah­len, sind eine Sache, es lohnt auch ein Blick auf die ab­so­lu­ten Zah­len, die viel mehr ver­deut­li­chen, wie vie­le Got­tes­dienst­be­su­cher feh­len. Die Quo­te be­rück­sich­tigt auch das all­ge­mei­ne Schrum­pfen der Kir­che in Deutsch­land. Seit 1990 ist die kath. Kir­che um rund 5 Mil­lio­nen Men­schen klei­ner ge­wor­den. Selbst bei gleich­blei­ben­der Quo­te sinkt die Zahl der sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst­be­su­cher.

Hier die Gottesdienstbesucher in absoluten Zahlen:

Jahr Anzahl Veränderung
2015 2.464.000 -639.000
2010 3.103.000 -585.000
2005 3.688.000 -733.000
2000 4.421.000 -734.000
1995 5.155.000 -1.032.000
1990 6.187.000 ./.

Ver­gleicht man die letz­ten 25 Jah­re, so stellt man fest, daß heute 3,7 Mil­lio­nen Men­schen we­ni­ger am Sonn­tag in die Kir­che ge­hen als noch 1990. – Kein Wun­der, daß die Kir­chen sonn­tags leer aus­s­ehen. Sta­tist­isch ge­se­hen (also gleich­mä­ßig ver­teilt) feh­len in je­der Pfar­rei/Seel­sor­ge­ein­heit Sonn­tag für Sonn­tag rund 350 Leu­te.

In den letz­ten 25 Jah­ren hat sich die Kir­chen­be­su­cher­quote so­mit grob ge­sagt hal­biert; die ab­so­lu­ten Zah­len sind auf et­wa 2/5 der da­ma­li­gen Zahl ge­sun­ken.
In der Zeit sind aber kaum grö­ße­re ge­sell­schaft­li­che Um­brü­che pas­siert, wenn man von den Nach­wir­kun­gen der Deut­schen Ein­heit mal ab­sieht. Es gab kei­ne gro­ße Land­flucht, auch 1990 wa­ren auch auf dem Land „bäuer­li­che Struk­tu­ren“ nur noch we­nig vor­han­den. Die viel­leicht vor 50 Jahren vor­han­de­ne „So­zial­kon­trol­le“ durch Nach­barn und die dörf­l­iche Ge­sell­schaft gab es 1990 kaum noch.

Die Grün­de lie­gen mei­ner Mei­nung an ganz an­de­rer Stel­le:
Die Men­schen ha­ben das Ge­fühl, daß ih­nen die Kir­che nichts mehr zu sa­gen hat und ih­nen nichts mehr gibt. Sie ist ein­fach für die Men­schen und ihr Le­ben un­in­te­res­sant, ja, sogar ir­re­le­vant ge­word­en. Das Haupt­pro­blem, daß es so weit ge­kom­men ist, steckt in der Kir­che nicht au­ßer­halb. Es steckt mit­ten in der Ver­kün­di­gung.